Ausstellung /

Exhibition

17. September 2013 / 19.00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung Reduce / Reuse / Recycle
Amerika Haus, Karolinenplatz 3, 80333 München


Ausstellung von 18. September bis 18.Oktober 2013,

Mo - Fr 10 - 17 Uhr, Mi 10 - 20 Uhr

Eröffnung der Ausstellung / Opening of the exhibition

RRR: One year after


Der deutsche Beitrag für die Architekturbiennale in Venedig 2012 Reduce / Reuse / Recycle hat ein großes und positives Echo in den Medien gefunden – doch hat er auch etwas bewirkt?


Die Übertragung des hierarchischen Wertesystems der Abfallvermeidung - von Vermeidung / Weiterverwendung / Verwertung - auf den Umgang mit vorhandener Architektur hat zu Erkenntnissen über Strategien und ein mögliches hierarchisches Bewertungssystem für Eingriffe in den Bestand geführt. Aber war die demonstrierte ‚affirmative’ Grund-Haltung im Umgang mit sperrigen Bestandsbauten, die Haltung von Architekten die sich nicht mehr primär als ‚Entwerfer’ betrachten sondern als ‚Entwickler’ und ‚Entdecker’ des Vorhandenen, tatsächlich Vorboten eines neuen Bewusstseins, einer allgemeinen Wertschätzung der vielschichtigen Energien des Bestands?


Leider noch nicht. Denn auch ein Jahr später muss man feststellen, dass – gerade in wirtschaftlich prosperierenden Regionen wie München – in der Praxis ein unverändert bedenkenloses Abbruch- und Tabula-Rasa Denken herrscht. Energetische Effizienz wird weitgehend mit den Verbrauchsdaten der Heizung gleichgesetzt und bietet den willkommenen Anlass, Abbrüche von ‚ungeliebten’ Erzeugnissen der Nachkriegsmoderne zu begründen. Auch die etablierten Zertifizierungssysteme vernachlässigen die Herstellungsenergie von Gebäuden oder blenden durch künstliche ‚Systemgrenzen’ die durch Abbrüche freigesetzte Energie von Vorgängerbauten aus.


Gleichzeitig gibt es Anzeichen der Veränderung, ein zunehmendes Bewusstsein von der Existenz und dem Wert ‚grauer Energien’. Im Forschungsbereich werden momentan die Grundlagen erarbeitet um in Zukunft die Herstellungs-, Abbruch- und Entsorgungsenergien in energetischen Lebenszyklusbetrachtungen berücksichtigen zu können. Auch der ökonomische Wert der Bausubstanz wird immer wichtiger: In Zeiten, in denen es kaum mehr möglich ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, in denen Schrumpfungsregionen mit Wertverlusten und Investitionsstau rechnen müssen, werden plötzlich Einsparungen durch intelligente Weiterverwendung interessant, die bisher unter dem Motto "wenn schon – dann gleich richtig" keine Beachtung fanden. Hinzu kommt eine sich langsam verändernde Wahrnehmung, eine Entdeckung der Identifikation stiftenden Potenziale der sozialen und historischen ‚Energien’ von Bauten und Siedlungen der Moderne –  bis hin zu den lange verrufenen 1960er- und 1970er-Jahren.


Eine Welt, in der es nicht mehr um quantitatives, sondern zunehmend um qualitatives Wachstum und den Erhalt der existentiellen Lebensbedingungen geht, erfordert ein bewussteres Denken und Handeln. Die Technologien für eine CO2-neutrale Energieversorgung unserer Gebäude sind vorhanden, aber nicht die Ressourcen und Energien, um das Vorhandene auf einen Schlag ‚effizient’ zu erneuern.

Und die Architekten von morgen? Die heutigen Studenten rümpfen nicht die Nase über ‚Umbauaufgaben’. Sie wissen, dass die Arbeit mit dem Bestand ihr Berufsleben weitgehend bestimmen wird, dass sie ihre Kreativität mit den vorhandenen Potenzialen verbinden müssen, um des Bestehende auf eine neue Entwicklungsstufe zu bringen.


Die Ausstellung im Amerika Haus bringt die in Venedig 2012 gezeigten 16 affirmativen Umbau-Projekte mit 8 Entwürfen von Studenten der TUM zusammen, die als konkrete Alternativen zu aktuellen Abbruchprojekten in München entstanden sind. Die Entwurfsseminare endeten jeweils mit einer Demonstration für den Erhalt von Bauwerken in München wie dem Gesundheitshaus, der Müllerstraße 6 oder dem Quiddezentrum in Neuperlach.


Auch das Amerika Haus war bis vor kurzem von einem ‚inhaltlichen’ Abbruch bedroht. Das Haus sollte seine – die ganze Architektur durchdringende und bestimmende – Nutzung verlieren. Der Ausstellungsort ist, wie die ausgestellten Projekte, selbst ein Beleg für den Wert bürgerlichen und architektonischen Engagements, für den Erhalt und die Weiterentwicklung der in Gebäuden gebundenen Energien.




Projekte


1

Der Blumenladen in Oberbarmen. Entwerfen in Wuppertal

Urs Füssler, Berlin / Jörg Leeser, Köln

2008 – 2009


2

Kollegiengebäude I und II, Universität Stuttgart

Heinle, Wischer und Partner, Stuttgart

2000 – 2009


3

Antivilla, Krampnitz

Brandlhuber+ Emde, Schneider, Berlin

2012


4

Stadterneuerung Europarei, Uithoorn

Atelier Kempe Thill Architects and Planners, Rotterdam

2004 – 2010


5

Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin

Robertneun™, Berlin

2006


6

Kulturzentrum Alvéole 14, Saint Nazaire

LIN Architects Urbanists, Berlin

2005 – 2007


7

Hörsaalgebäude, Universität Erlangen-Nürnberg

Schulz & Schulz, Leipzig

2010 – 2011


8

Brunnenstraße, Berlin

Brandlhuber + ERA, Emde, Schneider, Berlin

2007 – 2010


9

Studentisches Wohnhochhaus, München

knerer und lang Architekten GmbH, Dresden

2010 – 2012


10

Hochhaus C10, Hochschule Darmstadt

Staab Architekten, Berlin

2009 – 2011


11

Dornbuschkirche, Frankfurt am Main

Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt am Main

2003 – 2005


12

Wohnhaus Schreber, Aachen

AMUNT Architekten Martenson und Nagel Theissen, Aachen/Stuttgart

2010 – 2011


13

Gebäuderecycling: Status Quo, Deutschland 2012


14

Wohnanlage Klostergarten Lehel, München

Hild und K Architekten, München

2007 – 2009


15

Schutzhütte am Fichtelberg, Tellerhäuser/Erzgebirge

AFF Architekten, Berlin

2009 – 2010


16

Ostflügel des Museums für Naturkunde, Berlin

Diener & Diener Architekten, Basel/Berlin

2008 – 2010


A

Erweiterung des Gesundheitshauses, München

Wolfram Winter, München

2013


B

Studentenwohnheim ‘S-Bahnstation Olympiastadion’, München

Alexis Bousquiere, Ana Grgurac, Daniel Kvalem, München

2013


C

Erweiterung Wohnhäuser Müllerstraße, München

Bea Avgustin, Diane Chalumeau, Matthias Ferwagner, Ruben Garcilazo, München

2013


D

Rehabilitation des Quiddezentrums, Neuperlach

Christina Annunziata, Catarina Queiros, München

2013


E

Baulücke Schützenstraße, München

Jan Pruszynski, Katrin Schubert, München

2013


F

Hauptbahnhof Erneuerung, München

Laurene Chiron, Marta Fernandez Cortes, München

2013


G

Arnulfpark-Verdichtung, München

Ksenija Zdesar, München

2013


H

Kindertagesstätte im Busbahnhof Olympiazentrum, München

Blanca Iciar Tobis Pena, München

2013






Ausstellung


Generalkommissar

Muck Petzet

Team: Luise Angelmaier, Przemek Skrzypczyk


Ausstellungsdesign

Konstantin Grcic


Fotografie

Erica Overmeer


Visual design

Thomas Mayfried, Swantje Grundler


Projektleitung und Kommunikation

Sally Below / sally below cultural affairs

Team: Hjördis Hoffmann, Nicole Opel


Die Nachfolgeausstellung zum deutschen Beitrag auf der 13. Internationalen Architekturausstellung der Biennale 2012 wurde gefördert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung


Ermöglicht durch unsere Förderer

Bayerisches Zimmerer und Holzbaugewerbe

Euroboden


sowie

Graphisoft

Eternit


Mit freundlicher Unterstützung durch

Bund Deutscher Architekten BDA



Medienpartner:

DLD cities